Neue Beziehungen/Gesellschaft Neues Bewusstsein

Von halbvollen Gläsern und symbiotischen Beziehungen

Wir alle ken­nen die Fra­ge: «Ist dein Glas halb voll oder halb leer?» Doch was ist nun, wenn die­se Fra­ge von Grund auf falsch for­mu­liert ist? Authen­tisch, selbst­be­wusst und unab­hän­gig sind Men­schen, deren Glas weder halb voll, noch halb leer ist. Das Glas die­ser Men­schen ist rand­voll und läuft gera­de­zu über.

Wenn du dich als unbe­wusst halb vol­les Glas fühlst, ziehst du kurio­ser­wei­se auch einen Part­ner an, der sich wie ein halb­vol­les Glas fühlt. Du ver­liebst dich schnell und es fühlt sich inten­si­ver an, als eine «nor­ma­le» Bezie­hung, weil dein Unter­be­wusst­sein dir sagt: «gemein­sam sind wir ein vol­les Glas!»

Die­se Art von Bezie­hun­gen nennt man sym­bio­tisch. Sie sind, mei­ner Erfah­rung nach, gekenn­zeich­net von emo­tio­na­len Ach­ter­bahn­fahr­ten, Gefühls­aus­brü­chen, emo­tio­na­ler Gewalt, Belei­di­gun­gen, emo­tio­na­ler Abhän­gig­keit, wie­der­keh­ren­den Dra­mas­ze­nen und neh­men so viel Raum ein, dass du kaum noch den All­tag bewäl­ti­gen kannst. Auf­ge­fal­len ist mir die­se Art von Bezie­hung erst­mals vor eini­gen Jah­ren, in mei­nem direk­ten Umfeld, zwi­schen zwei Bekannten.

Mal rein objektiv betrachtet …

Sie wuss­ten bei­de nie wirk­lich, wer sie sind (wobei – wer weiss das schon so genau) und suchen seit jeher die eige­ne Voll­kom­men­heit in der Per­sön­lich­keit ande­rer, um sich nicht «halb leer» zu füh­len. Es war rein objek­tiv betrach­tet auch kei­ne Lie­be, die dort im Raum stand, son­dern eine enorm star­ke Abhän­gig­keits­dy­na­mik. Als Teil einer sol­chen sym­bio­ti­schen Bezie­hun­gen fällt einem die Lage aller­dings höchst sel­ten auf, viel eher neigt man dazu die Bin­dung als beson­ders stark zu emp­fin­den, da ohne den Part­ner ein tie­fes Loch in einem klafft.

Authen­tisch und selbst­be­wusst zu sein bedeu­tet für mich, ein vol­les Was­ser­glas zu sein. Ein Glas, wel­ches kein zwei­tes mehr benö­tigt, um sich voll­wer­tig zu füh­len. Nun, etwas abseits der Ratio­na­li­tät spielt dort natür­lich auch noch etwas ande­res Essen­zi­el­les mit – näm­lich die Liebe.

Und was ist jetzt mit der Liebe?

Die Lie­be ist in Wahr­heit näm­lich das, was du jetzt an Was­ser hast, wel­ches das Volu­men dei­nes Gla­ses über­steigt und am Rand her­ab­läuft. Davon kannst du dei­nem Part­ner nun etwas schen­ken, ohne von ihm oder ihr zu erwar­ten dein emo­tio­na­les Glas zu fül­len. Und wenn dein Part­ner dann eben­falls eine authen­ti­sche, kon­gru­en­te Per­sön­lich­keit besitzt, wird er dir eben­falls Lie­be schen­ken kön­nen, ohne eine Gegen­leis­tung zu erwar­ten. Ohne Abhän­gig­keit, denn es wird gege­ben, was über dei­nen Rand hin­aus­läuft – nicht was dich als Per­sön­lich­keit ausmacht.

Viel­leicht hilft dir die­ses Wis­sen also fort­an dabei, dein Glas etwas mehr zu füllen.


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